Drei Monate vor der Eröffnung pocht der Berliner Flughafen BER auf finanzielle Hilfe. "Uns geht es jetzt wie allen großen Unternehmen, (...) dass wir die Krise ohne Unterstützung nicht überstehen werden", sagte der Chef der Berliner Flughäfen, Engelbert Lütke Daldrup im ZDF-"Morgenmagazin". An dem Konzept, den BER im Jahr 2023/2024 in die schwarzen Zahlen zu führen, könne nicht festgehalten werden.
Nach dem beispiellosen Einbruch des Luftverkehrs in der Corona-Krise hatte die Flughafengesellschaft vergangene Woche bereits angekündigt, 400 Stellen zu streichen. "Der Luftverkehr und damit auch die Flughäfen stecken in der schwersten Krise ihrer Geschichte seit dem Zweiten Weltkrieg", hieß es in einem Brief an die Berliner und Brandenburger Flughafenmitarbeiter. Derzeit gebe es in Tegel und Schönefeld 20 bis 25 Prozent der üblichen Passagiermenge. 35 Millionen Fluggäste im Jahr wie zuletzt werden erst 2023 wieder erwartet.
Keine Reserven wegen Kostensteigerungen auf BER-Baustelle
Die Krise treffe die FBB besonders, weil die Kostensteigerungen beim Bau des BER zu hohen Schulden führten. "Durch den sehr teuren Bau des BER haben wir keinerlei finanziellen Puffer und sind auf die finanzielle Unterstützung unserer Gesellschafter angewiesen", betonte Lütke Daldrup.
Unterdessen laufen die Anfangermittlungen der Staatsanwaltschaft Cottbus zur Bilanz der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) weiter. "Wir haben eine Anzeige vorliegen und prüfen, ob sich daraus ein Anfangsverdacht ergibt", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Detlef Hommes, Mitte Juli. Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) hatte zuvor berichtet, dass es in der Anzeige um den Vorwurf eines möglichen Bilanzierungsverstoßes gehe. Auch der Bundesrechnungshof will die BER-Finanzen prüfen.
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Am immer wieder verschobenen BER-Eröffnungstermin 31. Oktober 2020 soll sich jedoch nichts ändern. "Wir sind sehr gut vorbereitet", sagte Daldrup. Mit den Ergebnissen des derzeit laufenden Probebetriebs mit 9000 Freiwilligen sei er "sehr zufrieden".
Die Vorbereitungen für die nahende Corona-Testpflicht an Flughäfen kommen derweil voran. Reiserückkehrer aus sogenannten Risikogebieten sollen am Berliner Flughafen Tegel von Mittwoch an die Möglichkeit haben, sich auf das Coronavirus testen zu lassen. Schönefeld folge dann am Donnerstag, teilte die Senatskanzlei mit. Die Umsetzung liegt in der Verantwortung der Charité.
Die Bundesregierung legt in Zusammenarbeit mit dem Robert Koch-Institut (RKI) fest, welche Staaten auf der Liste der Risikogebiete stehen. Zentrales Kriterium dafür ist, in welchen Ländern oder Regionen es in den vergangenen sieben Tagen mehr als 50 Neuinfizierte pro 100.000 Einwohner gegeben hat.
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