Die Corona-Krise hat den Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus im zweiten Quartal tief in die roten Zahlen gerissen. Weil die Zahl der Flugzeugauslieferungen einbrach, stand unter dem Strich ein Verlust von mehr als 1,4 Milliarden Euro, wie der Konkurrent des US-Konzerns Boeing am Donnerstag in Toulouse mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte hier noch ein Gewinn von knapp 1,2 Milliarden Euro gestanden.
Jetzt will der Konzern die Produktion seines jüngsten Langstreckenjets A350 noch stärker zurückfahren als geplant. Statt sechs sollen nur noch fünf Maschinen des Typs pro Monat die Werkshallen verlassen. Das entspricht rund der Hälfte des Vorkrisenniveaus.
Um der schwierigen Lage Herr zu werden, will Airbus-Chef Guillaume Faury vor allem den Geldabfluss im Konzern stoppen. Übernahmen und Finanzierungen für Kunden herausgerechnet, solle im zweiten Halbjahr unter dem Strich kein Geld mehr aus dem Konzern abfließen, kündigte der Manager an. Eine neue Prognose für Umsatz und Ergebnis im laufenden Jahr wagte er weiterhin nicht.
15.000 Stellen sollen gestrichen werden
Zudem hatte Airbus vor rund einem Monat angekündigt, rund 15.000 Stellen weltweit streichen zu wollen. Eine Überraschung war das nicht. Der Konzern hatte zuvor erklärt, für zwei Jahre die Produktion und Auslieferungen um 40 Prozent zu drosseln. Im Juni und Mai hatte der Flugzeugbauer keine neuen Flugzeug-Bestellungen eingesammelt.
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Noch im vergangenen Jahr sah das alles ganz anders aus. Der Konzern befand sich im Höhenflug. Besonders erfolgreich war Airbus damals im Zivilflugzeugbau und setzte vor allem auf seine Mittelstreckenjets. Beflügelt wurde der Erfolg damals auch von dem Debakel beim US-Rivalen Boeing. Dieser war wegen seiner Unglücksjets 737 Max in eine schwere Krise geschlittert. Schließlich konnte Airbus 2019 Boeing sogar den Titel als weltgrößter Flugzeugbauer abjagen.
Korruptionsskandal und Handelsstreit verhagelten Vorjahrsbilanz
Zwar konnte Airbus 2019 ein Erfolgsjahr feiern, Milliardenstrafen wegen eines Korruptionsskandals verhagelten dem Konzern damals dann trotzdem die Endjahresbilanz - er rutschte tief in die roten Zahlen. Derzeit sieht es für Airbus nun überhaupt nicht mehr rosig aus.
Auch der Handelsstreit mit den USA belastet den Flugzeugbauer. Dieser dauert seit mehr als 15 Jahren an, die USA und die EU beschuldigen sich gegenseitig illegaler Beihilfen für die Luftfahrtkonzerne Airbus und Boeing.
Die Welthandelsorganisation WTO hatte den USA Strafzölle auf europäische Exporte im Wert von bis zu 7,5 Milliarden Dollar pro Jahr genehmigt. Die USA machen davon bereits kräftig Gebrauch - so gilt etwa auf Flugzeugimporte eine Sonderabgabe in Höhe von 15 Prozent.
Airbus will einlenken
Überraschend hatte Airbus in der vergangenen Woche einen Schritt auf die USA zu gemacht. Der Konzern hatte sich mit den Regierungen Frankreichs und Spaniens darauf geeinigt, Änderungen an den Verträgen über die rückzahlbare Startinvestition für den Langstreckenflieger A350 vorzunehmen. So wollte Airbus die USA dazu bewegen, einzulenken und die belastenden Strafzölle aufzuheben.