Die Betreiber des neuen Hauptstadtflughafens BER bekommen im nächsten Jahr nach eigenen Angaben millionenschwere Finanzhilfe von den Ländern Berlin und Brandenburg sowie dem Bund.
"Die Gesellschafter werden uns im nächsten Jahr ein Corona-Darlehen von insgesamt 660 Millionen Euro bereit stellen", sagte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup am Freitag nach einer Aufsichtsratssitzung. Die Verträge seien schon verhandelt.
In der Summe enthalten sind nach Unternehmensangaben auch 108 Millionen Euro, die die Flughafeneigentümer schon vor zwei Jahren für 2021 zugesagt hätten. "Wir arbeiten hart daran, dass es uns gelingt, dieses Geld nicht komplett in Anspruch zu nehmen", versicherte Lütke Daldrup. Er geht davon aus, dass der neue Flughafen 2025 seine Betriebskosten allein decken kann.
Bereits im März hatte der Flughafen 300 Millionen Euro Corona-Hilfen bekommen. Die Passagierzahlen fallen nach Lütke Daldrups Prognose noch schwächer aus als vor wenigen Monaten erwartet. In diesem Jahr werden an den Berliner Flughäfen 9,1 Millionen Fluggäste erwartet, im nächsten Jahr zehn Millionen. Im vergangenen Jahr waren es noch rund 36 Millionen Reisende.
Bund denkt weiter über Privatisierung nach
Unterdessen geht die Debatte über einen Einstieg privater Investoren weiter. Der zuständige Staatssekretär im Bundesfinanzministerium und BER-Aufsichtsrat, Werner Gatzer, sagte der RBB-"Abendschau": "Meines Wissens gibt es private Investoren, die bereit sind, einzusteigen." Man werde die Frage stellen müssen, ob alle Gesellschafter Anteile abgeben, damit sich ein privater Investor einbringen könne. Für die nächsten zwei Jahre sei das nach dem Gesellschaftervertrag aber ausgeschlossen.
Berlin und Brandenburg lehnen eine Teilprivatisierung bislang ab. Berlin wolle selbst mit dem Flughafen Geld verdienen, wenn die Krise vorbei sei, sagte Finanzsenator Matthias Kollatz dem RBB. "Wenn der Bund sich zurückziehen will, können wir das nicht verhindern." Der Bund hält 26 Prozent der Anteile, die beiden Länder je 37 Prozent.
Südbahn wird gesperrt und Terminal 5 geschlossen
Um während Corona Geld zu sparen, nimmt der Flughafenbetreiber ab Anfang Dezember die südliche Start- und Landebahn vorübergehend vom Netz. "Wir müssen Betriebskosten senken", sagte Lütke Daldrup. Der Verkehr läuft dann für unbestimmte Zeit allein über die Nordbahn. Zudem solle spätestens Ende März das Terminal 5, der ehemalige Flughafen Schönefeld, zunächst für ein Jahr geschlossen werden.
Die FBB werde das Terminal 5 erst zum März schließen, weil dann der Wechsel zum Sommerflugplan anstehe, sagte ein Flughafensprecher. Man müsse zunächst mit allen Beteiligten sprechen und die Voraussetzungen im Terminal 1 schaffen. Größte Airline im Terminal 5 ist Ryanair. Neben dem irischen Billigflieger werden vorrangig Ferienflieger wie Tuifly, Condor, Corendon und Sundair abgefertigt.
Insgesamt hat der neue Flughafen drei Terminals, neben dem Ende Oktober eröffneten Hauptterminal 1 noch das neu errichtete Terminal 2. Letzteres ist wegen Corona derzeit noch nicht in Betrieb. Zuletzt war geplant, dieses zum Sommerflugplan Ende März in Betrieb zu nehmen. Ob die Passagiere der Ryanair und der übrigen Gesellschaften aus dem Terminal 5 künftig dort einchecken sollen oder im Terminal 1 ist nach Angaben der Flughafengesellschaft noch offen.
Nach Eröffnung beginnt wieder die Kurzarbeit
Für die rund 2200 Mitarbeiter der Flughafengesellschaft wurden für die nächsten beiden Jahre Nullrunden vereinbart. Betriebsbedingte Kündigungen sind dafür ausgeschlossen. Aber knapp jede vierte Stelle fällt weg, 125 in diesem Jahr, weitere 400 in den nächsten.
Zum Teil war jedoch schon vor Corona klar, dass weniger Personal benötigt wird. Denn nach der Schließung des Flughafens Tegel ist der Berliner Luftverkehr in Schönefeld an einem Standort konzentriert.
Nach drei Monaten Pause rund um die Inbetriebnahme kehrt das Unternehmen im Dezember zur Kurzarbeit zurück und wird sie für einen Großteil der Mitarbeiter im gesamten Jahr 2021 nutzen, wie Lütke Daldrup sagte.