Rund um die tagtäglichen Nachrichten macht sich airliners.de-Herausgeber David Haße Gedanken über das weniger Offensichtliche. Mit seinen "Gedankenflügen" lässt er die Abonnenten in seinen "Abend-Briefing"-Newslettern daran teilhaben. Immer sonntags als Wochenzusammenfassung für alle.
Quatsch mit Soße
Es war mal wieder so weit: Vergangene Woche gab es Quatsch mit Soße. Viel mehr ist von Airline-Sicherheits-Rankings nämlich nicht zu halten. Dennoch haben es die (un)sichersten Airlines trotzdem wieder in die Schlagzeilen der Publikumspresse geschafft.
Dabei ist die Anzahl von Flugunfällen viel zu gering, um daraus statistische Aussagen zur Sicherheit einzelner Airlines ableiten zu können. Spätestens mit Corona müsste das jedem auffallen. Obwohl der Luftverkehr 2020 um rund 80 Prozent eingebrochen ist, hatte das keinerlei nennenswerten Einfluss auf die Zahl der zu beklagenden Unfallopfer.
Fliegen ist zum Glück so sicher, dass so gut wie jeder Unfall nichts anderes ist als ein unglücklicher Einzelfall, ausgelöst von schier unglaublichen Verkettungen widrigster Umstände. Es bleibt also bei meinem Rat: Derlei Listen einfach ignorieren - die Ergebnisse sind ohnehin nicht relevant für Ihren nächsten Flug.
Fast wie am Flughafen
Wer schon mal bei uns im Büro war, der weiß, dass airliners.de nicht am Flughafen residiert. Wir schauen stattdessen direkt auf die Molecule Men in der Spree. Wer aber dieser Tage auf der anderen Büroseite rausguckt, der könnte tatsächlich glauben, auf einen Großflughafen zu blicken: Die Polizei patrouilliert, alles steht voll mit Taxen und Shuttle-Busse verkehren im Minutentakt. Der Grund: Im Veranstaltungszentrum nebenan hat eines von sechs Berliner Impfzentren eröffnet.
Dass sich die Luftfahrtbranche trotz Impfung keine allzu großen Hoffnungen auf einen schnellen Restart machen sollte, haben wir jetzt analysiert. Noch weiß man einfach nicht, ob Geimpfte das Virus wirklich nicht weiterverbreiten können und der Impfpass somit zum Reisebegleiter werden kann. Aber selbst wenn: Die Impfreihenfolge arbeitet noch monatelang gegen gemeinsame Familienurlaube.
In Berlin müssen Flugreisende derweil aus ganz anderem Grund bangen: Mit der neuen 15-Kilometer-Regel soll man nicht mehr fliegen dürfen, sobald die Sieben-Tage-Inzidenz von derzeit 178,1 (Stand Freitag) auf über 200 springt. Dabei liegt der BER doch problemlos in der Bewegungszone. Wenn Sie mich fragen eine fragwürdige Regelung: Wer zu welchen Konditionen irgendwo einreisen darf, sollte doch nicht die Behörde am Abflughafen bestimmen dürfen!
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Finde den Fehler
Norwegian geht es schon lange nicht gut, jetzt bringt Corona das endgültige Aus für die Billigflug-Langstrecke. Natürlich könnte man jetzt am Stammtisch vor sich hin brabbeln, dass Langstrecke und Billigflug ohnehin nie geht, weiß ja jeder. Nur ganz so einfach ist das nicht. Letztlich düsen Ferienflieger schon seit langen Zeiten nicht anders als billig in die Ferne - und das oft sehr profitabel.
Wo liegt also der Norwegian-Fehler? Ich habe da eine Vermutung: Norwegian wollte auf Routen fliegen, die fest in der Hand von Netzwerk-Airlines sind. Und die fliegen mehrmals täglich, was hinten ganz viele Sitze generiert, die billig gefüllt werden müssen. Condor dagegen fliegt ein, zwei Mal pro Woche nach Alaska, Namibia oder Kuba. Bevor Ocean das jetzt bald auch anfängt, waren sie damit ganz allein. Und sehr erfolgreich.
Was für ein Theater
Langsam aber sicher hat sich die Branche derweil im Corona-Drama eingerichtet. So scheint es zumindest, denn wirklich Dramatisches passiert nicht mehr. Wie auch, es wird ja so gut wie nicht mehr geflogen. Hier und da werden jetzt die Start- und Landebahnen grundsaniert, weitere Ausbauvorhaben verschoben und dass die Fracht in Leipzig boomt, reißt nun auch keinen Beobachter von den Rängen.
Ebenfalls nicht wirklich überraschend kam am Donnerstag der Rücktritt in der Führungsriege der Ufo. Mit Daniel Flohr verabschiedet sich nach Silvia de la Cruz (zu Weihnachten) ein weiteres Mitglied aus der Entourage von Ex-Ufo-Chef Nicoley Baublies aus dem Amt.
Wie es im Ufo-Theater weitergeht, wird dann spätestens im Februar wieder spannend. Vor der nächsten Mitgliederversammlung hat man sich jetzt noch schnell über einen Corona-Tarifvertrag bei der Cityline geeinigt. Allen eine gute Woche!