Boeing hat hat im offiziellen Anhörungsverfahren im Rahmen der Easa-Zulassung für den Airbus A321XLR Sicherheitsbedenken hinsichtlich der neuen Maschine geäußert. Konkret wurde bemängelt, dass sich der neue Integraltank des Langstrecken-Narrowbodys in mehreren Feuerszenarien als nicht sicher genug erwiesen habe. Das Design berge "viele potenzielle Gefahren".
Die Einmischung Boeings sei nicht grundsätzlich außergewöhnlich, bemerkte "Reuters". Schließlich erlaube das globale System der Zulassungsverfahren auch allen Herstellern sich einzumischen, wenn Sicherheitsregeln in einer Weise interpretiert würden, die den Rest der Branche betreffen könnten.
Jedoch erregten die Umstände Aufmerksamkeit. Boeings Einspruch kommt just nachdem das hauseigene Konkurrenzmodell 737 Max langsam wieder Wind unter den Flügeln bekommt. Auch dreht sich die technische Kritik um einen Zusatztank für das neue A321-Modell, der diesem zu überlegener Reichweite gegenüber der Max verhilft. So konnte Airbus für das neue Modell in den letzten drei Jahren schon rund 450 Bestellungen verzeichnen.
Völlig aus der Luft gegriffen ist das Thema jedoch nicht. Airbus plant, die Treibstoffkapazität im A321 entscheiden zu erhöhen, indem ein Tank mit 12.900 Liter Fassungsvermögen direkt in den Rumpf eingegossen wird. So könne der vorhandene Platz bestmöglich genutzt werden, erklärte Airbus. Da man aus technsichen Gründen die Isolierung des Tanks nicht entsprechend der gültigen Vorschriften umsetzen konnte, ersuchte der Hersteller bei der Easa um eine Sondererlaubnis, die diese auch erteilte.
Airbus A321 XLR Infografik © Airbus
Auf die Kritik Boeings sei mit einer Prüfung der Vorwürfe reagiert worden, auch wolle man die strukturelle Festigkeit der neuen Bauweise weiteren Tests unterziehen, für eine Rücknahme der Sondererlaubnis bestehe jedoch kein Grund, so die Easa. Auch Airbus gibt sich gelassen: "Öffentliche Konsultationen sind Teil eines Flugzeugentwicklungsprogramms", sagte ein Airbus-Sprecher und fügte hinzu, dass alle aufgeworfenen Fragen gemeinsam mit den Aufsichtsbehörden angegangen würden.
Jedoch zitiert "Reuters" auch eine Quelle aus der Industrie, die warnt, dass ein längeres Gerangel um die Zertifizierung die Markteinführung der A321 XLR von "Ende 2023" auf 2024 oder später verschieben könnte. Sollte dies der Fall sein, werde Boeing die Fluggesellschaften voraussichtlich ermutigen, ein paar Jahre länger auf ein komplett neues Modell zu warten, das lange erwogene und in letzter Zeit wieder konkreter werdende NMA ("New Middle of the Market Plane").