Kurz vor der Vorstellung der Bilanz für 2020 kommt es zu einer Neubesetzung im Aufsichtsrat der Lufthansa. Fresenius-Chef Stephan Sturm zieht sich demnächst aus dem Gremium zurück. Der Manager lege sein Mandat zum Ablauf der Hauptversammlung am 4. Mai nieder, teilte der Konzern in Frankfurt mit. Sturm, der den Bad Homburger Gesundheitskonzern lenkt, ist seit April 2015 im Aufsichtsrat der Airline und leitet seit Januar 2018 den Prüfungsausschuss.
An die Stelle von Sturm soll Daimler-Vorstandsmitglied Britta Seeger auf der Lufthansa-Hauptversammlung in den Aufsichtsrat gewählt werden. Die 51-jährige Betriebswirtin verantwortet bei dem Autobauer den Mercedes-Benz Cars Vertrieb. Die Managerin sei eine gute Nachfolgerin für Sturm, der den Aufsichtsrat "auf eigenen Wunsch" verlasse, erklärte Lufthansa-Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley.
Der Vorsitz im Prüfungsausschuss, den Sturm innehat, soll dann auf Ex-BMW-Chef Harald Krüger übergehen. In seiner Sitzung beschloss der Aufsichtsrat zudem, den Vertrag mit Lufthansa-Vorstand Detlef Kayser vorzeitig um drei Jahre bis Ende 2024 zu verlängern. Er verantwortet die operativen Prozesse sowie das Flotten- und Infrastrukturmanagement der Lufthansa Gruppe.
Verluste in Milliardenhöhe erwartet
Mitten im Lockdown-Winter mit sehr wenig Flugverkehr zieht der Lufthansa-Konzern am morgigen Donnerstag seine Bilanz für das von der Corona-Pandemie geprägte Horror-Jahr 2020. Wegen der zahlreichen Flugabsagen und andauernden Reisebeschränkungen werden deutlich gesunkene Umsätze und Verluste in Milliardenhöhe erwartet.
Bereits nach neun Monaten hatte der staatlich gestützte M-Dax-Konzern einen Verlust von 5,6 Milliarden Euro bei einem Umsatz von 11 Milliarden Euro angehäuft. Mit dem ebenfalls schwierigen Schlussquartal erwarten die Analysten nun Gesamterlöse um die 13,8 Milliarden Euro nach 36,4 Milliarden Euro im Jahr zuvor.
Mit Spannung werden Aussagen von Konzernchef Carsten Spohr und dem neuen Finanzchef Remco Steenbergen zur Personal- und Finanzsituation erwartet. Zuletzt hatte sich Lufthansa am privaten Kapitalmarkt Geld besorgen können, um hochverzinsliche Staatskredite abzulösen. Die Bundesrepublik Deutschland, Belgien, Österreich und die Schweiz hatten dem Konzern mit insgesamt 9 Milliarden Euro unter die Flügel gegriffen. Seitdem ist der Bund größter Einzelaktionär der Lufthansa. Der zweitwichtigste Anteilseigner, der Milliardär Heinz Hermann Thiele, ist am 23. Februar gestorben.