Letzte Aktualisierung: um 12:22 Uhr

Risiko auf Langstrecken

Korean Air will Strahlenbelastung ihrer Crews reduzieren

Besonders bei häufigen Langstreckenflügen ist Flugpersonal erhöhten Strahlendosen ausgesetzt. Korean Air will das Gesundheitsrisiko nun senken.

Flugzeugbesatzungen sind einem Gesundheitsrisiko ausgesetzt, von dem nur wenige Passagiere wissen: Höhenstrahlung. Wie hoch die Strahlendosis ist, hängt unter anderem von der Dauer, Höhe und Strecke des Fluges sowie von der Sonnenaktivität ab.

Doch was ist Höhenstrahlung überhaupt? Die vereinfachte Antwort lautet: Ständig kollidieren hochenergetische atomare Teilchen aus dem Kosmos mit Bestandteilen der Erdatmosphäre und erzeugen dabei neue Teilchen. All diese Partikel bilden zusammen die Höhenstrahlung, die Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen haben kann.

Korean Air plant neues Programm

«Piloten und flugbegleitendes Personal können daher, vor allem wenn sie häufig Langstrecken auf den Polrouten fliegen, Strahlendosen erhalten, die durchaus vergleichbar sind mit Dosiswerten von Berufsgruppen, die ionisierende Strahlung einsetzen oder die mit radioaktiven Quellen umgehen», warnt das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz.

Korean Air will ihre Besatzungen nun besser vor dem Gesundheitsrisiko schützen, wie die Zeitung Korean Times und das Portal Korea Bizwire berichten. Allerdings gibt es im Flugzeug keine Möglichkeit, sich gegen Höhenstrahlung abzuschirmen. Daher plant die Airline nach einem Treffen mit Gewerkschaften, 2022 ein Programm einzuführen, das die Strahlenbelastung bei der Flug- und Personalplanung automatisch mit einbezieht.

Bei hoher Belastung kürzere Routen

Bisher können die Flugbesatzungen von Korean Air ihre Strahlenbelastung jeden Monat auf einer firmeninternen Informationsseite überprüfen. Das neue Programm soll automatisch die Belastung berechnen und die Personalplanung entsprechend anpassen. Flugpersonal mit einer Belastung von sechs Millisievert pro Jahr wird dann kürzere Routen fliegen.

Auch das koreanische Verkehrsministerium senkt die Obergrenze von bisher «weniger als 100 Millisieverts innerhalb von fünf Jahren» für Flugzeugbesatzungen auf nun maximal sechs Millisieverts pro Jahr. Zum Vergleich: In Deutschland sind Crew-Mitglieder überwachungspflichtig, wenn sie während der Flüge durch Höhenstrahlung eine effektive Dosis von mehr als 1 Millisievert im Kalenderjahr erhalten können.

Die Grenzwerte in Deutschland

Fliegendes Personal zählt in Deutschland mit einer durchschnittlichen effektiven Jahresdosis von 1,82 Millisievert zu einer der am stärksten strahlenexponierten Berufsgruppen. Generell gilt für beruflich strahlenexponierte Personen hierzulande ein Grenzwert von 20 Millisievert im Kalenderjahr. Im Einzelfall können für ein einzelnes Jahr 50 Millisievert zugelassen werden. Nicht überschritten werden dürfen allerdings in fünf aufeinanderfolgende Jahren 100 Millisievert und im gesamten Berufsleben 400 Millisievert.

In Südkorea wurde laut den Berichten kürzlich erstmals die Belastung eines Piloten durch Höhenstrahlung als Berufsrisiko anerkannt. Der Mann war nach 32-jähriger Tätigkeit bei Korean Air an Leukämie erkrankt.