Der Flughafenverband ADV und Barig (Board of Airline Representatives in Germany), die Interessengemeinschaft der Fluggesellschaften in Deutschland, haben sich beide zum Koalitionsvertrag der neuen Regierung und ihren Plänen zum Luftverkehr der Zukunft geäußert. Beide Organisationen befürworten die vorgelegten Konzepte der Ampelregierung, legen jedoch Wert auf finanzielle Unterstützung des Bundes beim Umsetzen der Pläne.
Von Seiten der Flughäfen heißt es anlässlich der 74. Jahrestagung konkret, die Flughafenchefs von über 40 Flughäfen in Deutschland seien bereit, die im Koalitionsvertrag hinterlegten Ziele zu unterstützen. Sie begrüßten den Willen der Koalitionsparteien, den Flughäfen bei der klimapolitischen Transformation zu helfen.
ADV-Präsident Dr. Stefan Schulte erklärte dazu: "Faire, internationale Wettbewerbsbedingungen bei der Umsetzung von 'Fit for 55' sind die elementare Voraussetzung, damit die Dekarbonisierung des Luftverkehrs auch umgesetzt wird." Der ADV wolle seine Expertise beim Erstellen eines Luftverkehrskonzepts für die Flughäfen der Zukunft ab 2030 einbringen. Dabei wolle der Verband sowohl die Anliegen der Anwohner als auch die Bedürfnisse der Reisenden berücksichtigen.
Die Bundesregierung solle im Gegenzug darlegen, welche Fördermaßnahmen sie für einen klimaneutralen Flughafenbetrieb und die Schienenanbindung vorsieht. "Bei einer ganzheitlichen Bewertung des regionalwirtschaftlichen Nutzens wird sich zeigen, welch unverzichtbare Rolle unsere Flughäfen für den Wirtschaftsstandort Deutschland spielen", meint Schulte.
Wachsende Passagierzahlen als gutes Zeichen
An allen Flughäfen in Deutschland zeige sich, dass die wachsende Impfquote und die - zumindest vor Omikron - fallenden Reisebeschränkungen dafür sorgten, dass die Menschen wieder verreisten. "Der inzwischen wieder aufkommende Businessverkehr und die Öffnung der USA verstärken diese erfreuliche Entwicklung", so Schulte.
Um das Reisen für die Passagiere so reibungslos wie möglich machen zu können, forderten die Flughäfen eine Vereinheitlichung und Digitalisierung der Impfzertifikate und Testnachweise. Der ADV-Präsident äußerte sich dazu: "Ein vollständig digitalisierter globaler Standard ist für die schnelle und sichere Überprüfung des Gesundheitszustands unerlässlich, damit Flughäfen und Airlines das steigende Passagieraufkommen bewältigen können."
Die Öffnung des amerikanischen Marktes sei ein wichtiges Signal für die Flughafenwirtschaft und stärke die transatlantischen Beziehungen.
Digitaler Corona-Impfpass (Symbolfoto). © Adobe Stock / Nattakorn
Trotz wachsender Passagierzahlen sei die finanzielle Belastung durch Corona aber sehr groß - die Flughäfen hätten insgesamt im Jahr 2020 einen Verlust von 2,1 Milliarden Euro gemacht. Laut ADV-Prognose würden es dieses Jahr wohl 1,5 Milliarden Euro, der Verschuldungsgrad sei bis an die Belastungsgrenze angestiegen. Daher müsse klar sein, so Schulte, "wer viel fordert, der muss auch fördern."
Barig begrüßt Ziele im Koalitionsvertrag
Beim Barig sehe man das ähnlich: Der Koalitionsvertrag biete eine Grundlage, um den Luftverkehr nachhaltiger und weniger klimaschädlich zu machen, ohne dabei den Wettbewerb zu verzerren oder der Wirtschaft zu schaden.
Barig-Generalsekretär Michael Hoppe sagte dazu: "Die neue deutsche Regierung stellt ihre Arbeit unter das Motto 'Mehr Fortschritt wagen'. Dies und die dahingehend im Koalitionsvertrag formulierten Ankündigungen werten wir als positives Signal für eine gute und zukunftsorientierte Unterstützung bei der weiteren Modernisierung und Stabilisierung des Luftverkehrs im Einklang mit den Zielen des Umwelt- und Klimaschutzes."
Mit "Fit for 55" in Europa zum Erfolg
Barig begrüße vor allem die Entwicklung eines Luftverkehrskonzepts, das die Branche stärke, krisensicher mache und im Einklang mit den Klimaschutzzielen stehe. Außerdem sei wichtig, dass das Maßnahmenpaket 'Fit for 55' in Europa zum Erfolg führe, allerdings ohne den Wettbewerb zu verzerren oder die CO2-Emissionen lediglich zu verlagern.
Die Organisation freue sich zudem darüber, dass die Einnahmen der Luftverkehrssteuer nun in die Entwicklung von alternativen Treibstoffen gesteckt würden und die Schieneninfrastruktur ausgebaut und besser an die Flughäfen angebunden werde.
"Wie uns in der andauernden Corona-Krise mehrfach vor Augen geführt wurde, ist der internationale Luftverkehr von enormer Bedeutung für die deutsche, europäische und globale Wirtschaft sowie für die gesamte Gesellschaft und die Mobilität jedes Einzelnen", betont Hoppe.
"Wir appellieren daher an die Koalitionäre, die Finanzierung ihrer Vorhaben tragfähig zu gestalten und die Luftverkehrsindustrie nicht nachteilig zu belasten, damit die Erholung der Branche und der Wirtschaft sowie das Erreichen der Klimaziele im Luftverkehr effektiv gelingen. 'Mehr Fortschritt wagen' wird vor allem durch faire Rahmenbedingungen für alle Beteiligten erzielt."