Sie lesen einen kurzen Auszug aus den täglichen airliners+ "Gedankenflügen" der vergangenen Woche. Die Kolumne über das weniger Offensichtliche hinter den Meldungen des Tages lesen Abonnenten jeden Abend im airliners+ "Abend-Briefing". Es kommt montags bis freitags immer um 18 Uhr per E-Mail. Sie sind noch kein Abonnent? Jetzt einen Monat für nur einen Euro testen.
Kaufen und gekauft werden
Anfang der Woche jährt sich die Air-Berlin-Pleite zum fünften Mal. Wir haben in der vergangenen Woche den "Aufstieg und Fall" der Fluggesellschaft nachgezeichnet.
Der Börsengang 2006 wird von vielen Beobachtern im Nachgang als Anfang vom Ende der Air Berlin bezeichnet. Denn damals kam das patriarchische "One-Man-System Hunold" an viel Geld und prallte gleichzeitig auf die nüchternen Realitäten am Kapitalmarkt.
Mit den neuen Mitteln kamen dann die großen Zukäufe und damit die großen Probleme. Vielfach ging es dabei um die Integration der verschiedenen Flugbetriebe - angefangen bei den IT-Systemen bis zur Mentalität der Beschäftigten.
Ich habe es selbst erlebt: Bei einem Besuch der Air-Berlin-Langstrecken-Ops in Düsseldorf habe ich nicht schlecht gestaunt, als ich plötzlich von mehreren Mitarbeitern die alten LTU-Visitenkarten in die Hand gedrückt bekommen habe. Nicht, weil es noch keine neuen Karten gab - vielmehr, weil man eben LTU war.
"Fast forward" bis 2011 - und Air Berlin wurde selbst gekauft.
Eine Welt voller "Moeglichkeiten"
Pressekonferenz 2011: Etihad steigt bei Air Berlin ein, aber ohne deutsche Umlaute. © airliners.de / David Haße
Damals ist es wohl kaum jemandem aufgefallen, und dennoch prangte auf der Pressekonferenz zum Einstieg von Etihad bei Air Berlin groß der Schriftzug "Eine Welt voller Moeglichkeiten" - und zwar ohne den deutschen Umlaut.
Eine Lappalie zwar - offensichtlich gab es in der Etihad-Schrift kein "ö". Dennoch ist das im Nachhinein ein Fingerzeig auf das, was kommen sollte. Eine sinnvolle Zusammenarbeit in der zusammengekauften "Etihad Equity Alliance" war einfach unmöglich.
Das Hauen und Stechen um die Air-Berlin-Überbleibsel nach der Insolvenz hat anschließend Karl Born für uns zusammengefasst - in seiner letzten "Born-Ansage".
Lieber Herr Born, vielen Dank, dass Sie unserer Branche mit ihren bissigen Schlussfolgerungen in den vergangenen Jahren immer wieder den Spiegel vorgehalten haben. Das war und ist wichtig, gerade und vor allem, wenn es mal nicht so rund läuft.