Der vermehrte Gebrauch von tierischen Fetten im Verkehrssektor wirft zunehmend Bedenken auf, da die Verfügbarkeit begrenzt und die Kennzeichnung mit Betrugsrisiken behaftet ist. Transport & Environment (T&E) fordert mehr Transparenz, damit Verbraucher wissen, mit welchem Treibstoff ihr nächster Flug abhebt.
Fast die Hälfte aller europäischen Tierfette fließe bereits heute in die Produktion von Biodiesel, obwohl das Ausgangsmaterial auch in der Tierfutter-, Seifen- und Kosmetikindustrie benötigt werde, so T&E. Allein für einen Flug von Frankfurt nach New York benötige man die Abfallprodukte von 10.400 toten Schweinen, rechnet die Umweltlobby vor.
"Das Nebenprodukt ist begrenzt", sagt Sebastian Bock, Geschäftsführer von T&E Deutschland: "Landen mehr und mehr Tierfette in Tanks, dann fehlt das Produkt in anderen Sektoren, die dann wiederum auf schädliche Alternativen wie Palmöl umsteigen. Wir brauchen mehr Transparenz."
Große Airlines wie Ryanair und Wizz Air hätten erst kürzlich Verträge mit Öllieferanten für nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF) abgeschlossen. Details über die exakten Ausgangsstoffe, die in diesen SAFs enthalten sind, blieben dabei oft diffus. Schätzungen gehen jedoch davon aus, dass tierische Fette zusammen mit Altspeiseöl der am häufigsten verwendete Abfallrohstoff in SAFs sein könnten.
Umweltorganisation warnt vor Betrug
Tierfette für den Einsatz als Ausgangsmaterial für Kraftstoffe werden in drei Kategorien unterteilt.
Während Tierfette der Kategorie 1 und 2 von minderer Qualität sind und potenziell Krankheitserreger tragen, werden Tierfette der Kategorie 3 von einer Vielzahl von Industrien verwendet. Die EU-Richtlinie für erneuerbare Energien setzte dabei Anreize für die Produktion von Tierfetten der Kategorien 1 und 2 für Kraftstoffe.
Da auch tierische Fette der Lebensmittelkategorie 3 in Kraftstoffen wertvoller sind, besteht laut T&E die Gefahr, dass Hersteller und Lieferanten hochwertige tierische Fette herabstufen, um sie gewinnbringend zu SAF verarbeiten zu können. Das sei betrügerisch.
Unterhändler des Europäischen Parlaments und der EU-Staaten hatten sich im April darauf geeinigt, dass Flugzeugkraftstoffen künftig eine bestimmte Menge Sustainable Aviation Fuel (SAF) beigemischt werden muss.
Gemäß der Vereinbarung umfasst der SAF-Überbegriff "nachhaltige Flugkraftstoffe" synthetische Kraftstoffe, bestimmte Biokraftstoffe, die aus land- oder forstwirtschaftlichen Rückständen, Algen, Bioabfällen, Altspeiseöl oder bestimmten tierischen Fetten hergestellt werden, sowie recycelte Flugkraftstoffe, die aus Abgasen und Kunststoffabfällen hergestellt werden.