Der starke Rückgang des Luftverkehrs gefährdet aus Branchensicht zahlreiche Arbeitsplätze. Von den bundesweit rund 255.000 Arbeitsplätzen bei Fluggesellschaften, Flugsicherung und an den Flughäfen drohten in den nächsten Jahren 60.000 wegzufallen, schätzte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) bei der Vorstellung seiner Jahresbilanz auf Grundlage von Unternehmensangaben.
Bislang hätten Kurzarbeit und Krisenpakete mit den Gewerkschaften Massenentlassungen verhindert. 60 bis 70 Prozent der Branchenbeschäftigten seien in Kurzarbeit. Der BDL geht davon aus, dass auf längere Sicht die Nachfrage nach Luftverkehr schrittweise wieder deutlich steigen wird und rechnet für den deutschen Markt damit, dass im Luftverkehr das Niveau von 2019 zur Mitte des Jahrzehnts wieder erreicht werden kann. Allerdings nur, wenn die Pandemie 2021 überstanden werde.
Für die kommenden zwei Monate rechnet man mit einem Kapazitätsangebot von rund 20 Prozent im Vergleich zu 2019. Grund sind die aktuell heftigen Infektionsgeschehen und die starken Mobilitätsbeschränkungen in Deutschland und Europa. Von einem Anstieg des Angebots geht der Verband ab März und April aus, wenn der traditionell stärkere Sommerflugplan beginnt. Dann könnte das Kapazitätsangebot wieder bei rund 40 bis 50 Prozent liegen.
Andere Teststrategie gefordert
Nötig ist laut BDL auch eine andere Teststrategie. Statt einer fünftägigen Quarantänezeit, müsse man zu Tests zurückfinden. Wer einen negativen Test vorweisen oder einen Immunitätsnachweis erbringen könne, müsse wieder Reisen dürfen, sagte BDL-Präsident Peter Gerber im Rahmen der Pressekonferenz. Quarantäneregeln seien ohnehin nur schwer kontrollierbar.
Die nötige Testinfrastruktur werde die Branche bereitstellen, versicherte Hautgeschäftsführer Matthias von Randow. Zudem werden auch die Preise für die Tests aufgrund der fortlaufenden Weiterentwicklungen sinken. Neben einer Abkehr der Teststrategie fordert der Verband auch die Verlängerung des "Slot Waivers" in Europa, sowie eine Unterstützung der wirtschaftliche Erholung Branche durch die Aussetzung der Vorhaltekosten.
Corona hat die Zahl der Passagiere an den deutschen Flughäfen auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung gedrückt. Von Januar bis Dezember 2020 wurden bundesweit 63 Millionen Fluggäste gezählt, wie aus Branchendaten für die 21 Verkehrsflughäfen hervorgeht. Das ist nur ein Viertel der Zahl von 2019. Die Luftfahrtbranche spricht von der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg.
Im März hatten Reisebeschränkungen wegen der Pandemie den Luftverkehr zusammenbrechen lassen. Während im Sommer wieder etwas mehr Menschen in Flugzeuge stiegen, herrscht seit dem Herbst wieder häufig Leere in den Terminals. Die Hälfte der Passagiere des gesamten Jahres 2020 wurden im Januar und Februar abgefertigt - vor den ersten Beschränkungen des öffentlichen Lebens. Die Flughäfen schreiben Verluste in Milliardenhöhe.
Flughafen Dortmund steht noch am Besten da
Größte Verlierer sind nach den Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) Saarbrücken und Paderborn, wo die Passagierzahlen rund 87 Prozent unter dem Vorjahr lagen. Dortmund schnitt mit einem Minus von 55 Prozent noch am besten ab. Bei den großen Flughäfen wie Frankfurt, München, Berlin und Düsseldorf bewegen sich die Rückgänge um drei Viertel.
Im Umfeld der Flughäfen ist es deutlich ruhiger als vor der Krise. Im Passagierverkehr ging die Zahl der Flüge bundesweit um rund 59 Prozent zurück.
Luftfracht mit leichtem Rückgang
Bei der Luftfracht gab es dagegen nur ein leichtes Minus. An den deutschen Flughäfen gingen die Frachteinladungen und -ausladungen um insgesamt vier Prozent zurück. Damit entwickelte sich das Frachtgeschäft etwas positiver als der weltweite Durchschnitt. Seit September 2020 weist die Luftfracht in Deutschland in Bezug auf Ein- und Ausladungen gegenüber dem Vorjahr sogar einen positiven Trend auf. Besonders stark sind die Zahlen an den drei deutschen Frachtdrehkreuzen Frankfurt, Leipzig/Halle und Köln/Bonn.